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Radfahren an kleineren Flüssen

Fuhse-Radweg

 

Steckbrief

Was hat uns zu dieser Tour motiviert?

Dieser Radtour begleitet meinen Fluss der Kindheit. In Celle aufgewachsen, an der südlichen Stadtgrenze zu Westercelle - damals noch eine eigenständige Gemeinde -, haben wir als Kinder oft und gern an 'unserer' Fuhse gespielt. Doch noch nie hatte ich ihre Quelle gesehen. Das sollte sich im Jahr 2010 ändern. Wir wollten endlich erfahren, ob sich entlang des Flusses schöne und befahrbare Wege finden.

Der Quellort war schnell gefunden: Er liegt am Westhang des Oderwaldes. Von dort aus wollten wir dem Fluss folgen, an dem wir als Kinder so oft das große Abenteuer gesucht haben. Damals waren es geheimnisvolle Pfade durch Schilfwälder, kleine Inseln, die sich bei Niedrigwasser gebildet haben, wagemutige Überquerungen der Fuhse über Heineckes Brücke oder über die Gitter der Schleuse. Straßenbrücken gab es damals noch nicht in 'unserem Revier'. Dafür Teiche und einen Bach mit Fischen darin. Abenteuerlich waren auch die Kämpfe zwischen denen aus dem Barackenlager und den 'Maschern' von der Blumlage, die wir als behütete 'Bürgerkinder' nur von Ferne verfolgt haben. Da war Bauer Heinecke und sein Knecht, die auf dem Trecker stehend die kämpfenden Parteien mit dem Schrotgewehr im Anschlag von ihrem Land und ihrer privaten Holzbrücke vertrieben haben. Wildwest in Westercelle. Oder Bauer Meier, auf dessen Hof wir rumgestromert sind, bis es seinem Knecht zu bunt wurde, und er uns mit der Mistforke vertrieben hat.

Daraus ist diese Tour entstanden. Dabei sind wir streckenweise sogar auf einen Fuhse-Radweg gestoßen. Im Gebiet der Stadt Salzgitter ist er - wenn auch lückenhaft - ausgeschildert.
Hauptkriterium für unsere Wegeführung war es, möglichst nah am Fluss zu fahren, ihn häufig zu queren und dabei schöne Plätze zu entdecken.

Es hat sich gelohnt. Bis Uetze ist die Strecke sehr abwechslungsreich, führt durch sehr unterschiedliche Landschaften, durch sehenswerte Städte und Dörfer. Von Uetze bis Nienhagen wird es dann etwas eintöniger - weite Niederungsgebiete, durch intensive landwirtschaftliche Nutzung ins Geradlinige verödet, oder verstädterte Dörfer wir Wathlingen oder Nienhagen bieten nicht ganz so viele Anreize für die Augen. Je nach Wind und Wetter kann aber auch die Weite ihre Reize haben. In Nienhagen begeben wir uns auf die alte Bahntrasse bis zu dem kleinen Bauerndörfchen Bennebostel, fahren von dort am Freibad Westercelle vorbei und entlang der Fuhse zur Mündung in die Aller oder gleich in die Innenstadt.

Von Celle aus könnte sich eine Fortsetzung an der Aller entlang in westlicher oder östlicher Richtung anschließen: Im Westen über die Weser bis zur Nordsee, im Osten in das Harzvorland oder bis zur Elbe und weiter nach Berlin. Dabei sollte man dem Flechtinger Höhenzug östlich Wolfsburg / Oebisfelde besondere Aufmerksamkeit schenken.

Heute fließt die Fuhse noch immer noch durch eine abwechslungsreiche Natur- und Kulturlandschaft, durch Fachwerkstädte und malerische Dörfer, in denen es vor allem schöne alte Kirchen zu bestaunen gibt. Die einst von der Industrie geprägte Landschaft von Salzgitter bis Peine, in der der Fluss lange Zeit stark mit Abwässern belastet wurde, befindet sich nach wie vor im Wandel. Von den Bauten der Schwerindustrie und des Bergbaus sind vor allem Ruinen übrig geblieben (so in Bülten-Adenstedt), oder sie wurden zu Denkmälern der Industriekultur (siehe Ilseder Hütte). Zahlreiche vor sich hinrostende, manchmal schon fast gänzlich überwachsene Bahngleise zeugen von dieser Zeit. Stahl wird nach wie vor erzeugt, aber nur noch in Salzgitter-Watenstedt und in Peine.

Zwei Tage Radelspaß

Die Strecke lässt sich gut in zwei Tagen bewältigen. Von der Quelle bis zur Mündung in die Aller in Celle sind ca. 110 km zu radeln. Für die Anfahrt vom Bahnhof Bad-Salzgitter zur Quelle und die Fahrt in die unbedingt sehenswerte Innenstadt von Celle kommen noch einmal etwa 15 km hinzu. Als Übernachtungsort bietet sich Peine an. Bei dieser Aufteilung bleibt genügend Zeit, um die Sehenswürdigkeiten und die Gastronomie an der Strecke zu genießen.

Unser Tipp für Langstrecken-Radler und Schnellfahrer: in Uetze bei Erdmanns übernachten. Dort kann man es wohl auch einen Tag länger aushalten, um zum Beispiel im nahe gelegenen Irenensee baden zu gehen oder den Ersepark zu besuchen.

Familien- und kinderfreundlich

Bis auf die Startregion verläuft die Strecke flach, und ist von daher auch für Familien mit Kindern geeignet, zumal es unterwegs immer wieder Interessantes zu sehen und zu erkunden gibt. Von der Quelle bis zur Mündung überwindet die Fuhse einen Höhenunterschied von 104 m (von 140 m auf 36 m ü. NN). Nennenswerte Steigungen gibt es daher nur auf dem Abschnitt von Salzgitter-Bad (sofern man von dort startet) bis zur Quelle. Die hier vorgestellte Route verläuft häufig auf Straßen, da bis jetzt kein durchgängig ausgebauter Radweg vorhanden ist. Lediglich im Bereich Salder - Salzgitter-See gibt es ausgebaute Radwege (von Barum bis zur Kreisgrenze Peine). Bei den Straßen handelt es sich überwiegend um ruhige Nebenstraßen oder Wege mit befestigter Oberfläche. Auf wenigen, kurzen Abschnitten ist auch mal mit unbefestigten Wegen zu rechnen, vor allem im Bereich Dollbergen und Uetze.

Plädoyer für einen Fuhse-Radweg  
von der Quelle bis Celle  

Wie ist der Stand?
Zwischen Lobmachtersen und Barum wurde 2015 der Radweg entlang der Bundesstraße fertig gestellt, nicht besonders reizvoll. Wir empfehlen unsere etwas weitere Alternativstrecke. Im Gebiet der Stadt Salzgitter ist ein Fuhse-Radweg mit dem nebenstehend abgebildeten Logo ausgeschildert, allerdings recht lückenhaft. Die Gemeinde Lengede plant seit 2009 einen Radwanderweg entlang der Fuhse. Im Stadtgebiet von Celle gibt es einen den Fluss begleitenden Radweg, hier Fuhse-Randweg genannt. Dazwischen findet man so ziemlich alles: von der Wassermühlen-Idylle über Wiesenwege bis zu Landesstraßen ohne Radweg. Allein die zahlreichen Wassermühlen am Fluss wären schon Grund genug, einen Fluss- und Themenradweg zu schaffen.
Was muss getan werden?
Hier sind vor allem die Landkreise Peine und Celle gefordert, sich der Stadt Salzgitter anzuschließen und einen durchgängig befahrbaren und beschilderten Fuhse-Radweg auf den Weg zu bringen, indem sie Wegeabschnitte zum Beispiel durch einen abgetrennten Schotterstreifen befahrbar machen, auf denen interessante Zwischenziele wie die Eltzer Mühle mit Café erreichbar werden, ohne dass man auf oder an stark befahrenen Straßen fahren muss. Im Grunde muss in einer ersten Phase gar nicht mal so viel bewegt werden, da flussnahe, befahrbare Wege auf dem überwiegenden Teil der Strecke vorhanden sind.

Es gibt viel sehen und zu genießen

    Städte, Dörfer
  • Salzgitter
    OT Bad: Fachwerkhäuser bestaunen, Eis essen
    OT Flachstöckheim: Schwicheldtsche Gutsanlage mit Park
    OT Barum: Schön auf die Fuhse blicken, ehemalige Mühle
    OT Salder: Museum im Schloss Salder besuchen
    OT Lebenstedt: Im Salzgitter-See baden
  • Lengede Denkmal für das Grubenunglück von 1963
  • Steinbrück
    Burg Steinbrück, Kehrwieder-Kirche, Mühle, Übernachten im Rasthaus Fuhsetal an der Fuhsebrücke
  • Ölsburg Kulturverein Ilseder Hütte, Umformerstation
    Bülten: Ehemaliger Schacht Emilie (naja)
  • Peine
    Einkehren z.B. im Cafè Zeit, im Hemingway,im Cafè Mitte. Eis essen im Venezia, durch die historische Altstadt und zum Hagenmarkt bummeln oder, wenn man etwas weiter laufen möchte, den Herzberg besteigen.
  • Uetze
    Sehenswert: Fachwerk-Bauernhäuser; Erse-Freizeitpark; Irenensee; Junkernhof, einst Sitz der Gutsherren von Uttensen (von Uetze). OT Wackerwinkel: Historisches Bauernhaus. OT Eltze: Eltzer Mühle. Hier besteht seit 2011 ein wunderschönes Café. Leider ist es seit 2016 geschlossen). Alternative: Café Zur Alten Wassermühle im Ortskern von Uetze
    Übernachten: Am schönsten sicher bei Erdmanns
  • Celle
    Fachwerk-Innenstadt bestaunen, Schloss, Bomann-Museum besuchen
    Nach einem Bummel über die Allerwiesen oder durch den
    Französischen Garten einen Kaffee oder Tee genießen im Café Müller
    Wassermühlen
    Von den zahlreichen Wassermühlen entlang der Fuhse sind einige noch heute erkennbar und genutzt:
  • Mühle Lengede (Kaskadensohlabsturz mit Umfluter)
  • Steinbrücker Mühle (Sohlabsturz)
  • Neustadtmühle in Peine (Klappenwehr)
  • Berger Mühle, Peine-Eixe (nur von außen anzuschauen; privat)
  • Eixer Mühle, Peine-Eixe (Turbine)
  • Neue Mühle Oelerse, östlich von Edemissen-Oelerse (Turbine; sehr privat!)
  • Wolfsforder Mühle, westlich von Uetze-Dedenhausen (Kaskadensohlabsturz)
  • Eltzer Mühle, westlich von Eltze: Café (seit 2016 geschlossen)
    (Wasserrad 1991 erneuert, Mahlwerk vorhanden aber nicht betriebsfähig)
  • Mühle Amme in Uetze (Kaplan-Turbine 40 kW Nennleistung). Hier lädt nebenan ein Café zur Einkehr ein.

Was Sie auch antreibt und auf's Rad steigen lässt, auf jeden Fall wünschen wir allen Besuchern viel Spaß beim Nachradeln oder bei eigenen Entdeckertouren.

Für alle, die gern mehr lesen möchten,
hier unser persönlicher Bericht.

Karten

  • LGN Radwanderkarte 24 -Braunschweig- vergriffen Info
  • LGN Radwanderkarte 19 -Celle- vergriffen Info
  • LGN-Radwanderkarte 31 -Celler Land- vergriffen Info
  • digital : bikemap.net hier

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