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Hindernisse für Radfahrer

Baustelle Frankenstraße die Zweite

Noch einmal zur Vorgeschichte

Wir hatten bei der Stadt Osnabrück die fehlende Umleitungsbeschilderung wegen der Vollsperrung der Frankenstraße bemängelt. In einem Telefonat teilte uns dann der Tourismusverband Osnabrücker Land (TOL) mit, der zuständige Mitarbeiter habe am 28. Juni den Auftrag erhalten, entsprechende Schilder zu erstellen und anzubringen. Das sollte dann auch rechtzeitig zu Beginn der Sperrung geschehen sein, so die Mitarbeiterin der TOL. Nachkontrolliert hat das anscheinend niemand. Man gab uns auch zu verstehen, dass man zu wenig Personal habe. Es lägen laufend neue Sperrmeldungen im RAVELOS-Netz vor, denen man nachkommen müsse. Wenn man das berücksichtigt, ist es kein Wunder, dass bei nur ein oder zwei MitarbeiterInnen für ein 2800 Kilometer - Radwegenetz keine vernünftige Beschilderung herauskommt. Dabei muss man auch bedenken, dass die Hauptaufgabe des TOL eher auf dem Gebiet des Tourismus bzw. Radtourismus in diesem Netz liegt und nicht das Baustellen-Management im Stadtgebiet!

Andere Gemeinden und Landkreise scheinen da anders organisiert zu sein, siehe Beispiel K23 im Kreis Steinfurt. Vielleicht nimmt man sich mal bei der Verwaltung der Sadt Osnabrück des Themas an und kümmert sich selbst um die Beschilderung bei Sperrungen im Stadtgebiet und vergisst dabei die Kontrolle nicht. Man kann nicht alles auf Personalknappheit und fehlende Mittel schieben, wenn man denn tatsächlich den Radverkehrsanteil deutlich steigern will.

Wie gesagt, wir haben uns dann nach dem Telefonat auf die Suche gemacht...

Versteckspiel a la Stadt Osnabrück (TOL)

umleitung

Im Stahlwerksweg sind wir am 9. August nach gezielter Suche zum ersten Mal fündig geworden. Eine hoch angebrachte Tafel im Format eines DIN A4 - Blattes soll über die Umleitung für Radfahrer informieren. Nein, nicht die deutlich sichtbare gelbe Tafel! Die ist für den Autoverkehr! Wir haben dann auf der anderen Seite in der Hamburger Straße noch einmal gesucht und haben dort ebenfalls eine unauffällige Tafel kurz vor der Bahnunter-führung (Niedersachsenstraße) gefunden.

Ganz anders dagegen die Ausschilderung im Kreis Steinfurt (NRW)

k23

K23 von Wersen nach Halen:
Einfacher und klarer kann man es kaum hinbekommen: Links weist das Sackgassenschild deutlich darauf hin: Hier geht es nicht weiter. Rechts zeigt die gelbe Umleitungstafel mit dem Fahhrrad-Piktogramm, für welche Verkehrsteilnehmer sie gedacht ist, und weist einfach und deutlich mit dem Pfeil den Weg: Hier geht es lang.

Fahrradfreundliche Stadt ?

Die beiden Beispiele machen eines deutlich. Osnabrück ist keine fahrradfreundliche Stadt: Großes deutliches Schild für den motorisierten Verkehr, kleines, unscheinbares Täfelchen für den Radverkehr. Das Gegenteil im unteren Beispiel: Großes deutliches Schild für den Radverkehr. Der motorisierte Verkehr wird bereits in Wersen umgeleitet.

    Wie wäre eine fahrradfreundliche Stadt in einem solchen Fall vorgegangen?
  • Als erstes hätte sie sicher vor Beginn der Baumaßnahmen eine Umleitungsstrecke geplant, die sicher und mit möglichst wenig zusätzlichem Zeitaufwand zu befahren wäre.
  • Dann wäre mit den Absperrmaßnahmen einhergehend die Umleitung aus beiden Richtungen deutlich sichtbar und verständlich ausgeschildert worden.
    Laut Tourismusverband Osnabrücker Land (TOL), der merkwürdigerweise auch für die Radwegweisung im Stadtgebiet zuständig ist, sei eine Umleitungsbeschilderung rechtzeitig installiert worden.
  • Außerdem hätte eine fahrradfreundliche Stadt an den Absperrungen alle Verkehrsteilnehmer über Umfang, Grund und Dauer der Baumaßnahme informiert.
Wie sieht die Umleitung im Fall Frankenstraße aus

Hier würde sich die Dammstraße anbieten. Sie böte die kürzeste Umleitungsstrecke. Allerdings müsste an der Einmündung in die Straße An der Petersburg eine provisorische Ampel (LSA) dafür sorgen, dass Radfahrer hier sicher links abbiegen können. Also hat man diese zugegebenermaßen aufwändige Lösung gar nicht erst in Betracht gezogen, sondern weist den verkehrsreichen Wallring mit einem weiten Umweg und problematischen Linksabbiege-Vorgängen als Umleitungsstrecke aus. Kein Radfahrer begibt sich freiwillig auf die schmalen Radstreifen des Wallringes. Von der Stadt Osnabrück wird er dazu genötigt. So verwundert es nicht, dass viele Radfahrer es vorziehen, sich irgendwie durch die Baustelle zu mogeln. Am Donnerstag morgen (10. August) teilten sich drei Radfahrer und zwei Fußgänger in meine Richtung sowie vier Radfahrer und ein Fußgänger in Gegenrichtung den kaum 1 Meter breiten Streifen zwischen Absperrgitter und Bahndamm-Urwald.

Vielleicht versteht man jetzt, warum Osnabrück im aktuellen Fahrradklimatest so schlecht abgeschnitten hat.

Das Umleitungsschild a la TOL

umleitung

Das Schild ist eine Lachnummer und entspricht in nichts den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung.

Farben, Schrift, Inhalt
Verkehrsschilder in grüner Farbe besitzen rein informativen Charakter. Jeder kennt zum Beispiel die Schilder an Landstraßen, die einen Ortsteil außerhalb geschlossener Ortschaften markieren.
Für Hinweisschilder auf Nicht-Autobahnen ist bei uns die Farbe Gelb vorgesehen. Sie gehören zu den Richtzeichen, die unter Umständen nicht nur auf etwas hinweisen, sondern wie bei Umleitungen befolgt werden müssen. Beachtet man sie nicht, muss man mit Sanktionen rechnen (Bußgeld), vor allem wenn eine Gefährdung oder gar ein Unfall mit Sachbeschädi-gung oder Personenschaden aufgrund der Missachtung des Schildes passiert.
Vielleicht soll die Farbe Grün jedoch einen gewissen Optimismus verbreiten als Farbe der Hoffnung: "Gib nicht auf Radfahrer, irgendwie kommst Du schon durch.".
Das Schild enthält viel zu viel Text. Niemand will wissen, wo der Tourismusverband Osnabrücker Land residiert, wenn er auf seinem ausgeschilderten Weg nicht mehr weiterkommt.
Der Text darüber informiert über den Grund der Umleitung. Diese Information gehört auf ein eigenes Schild, ist aber auch nicht besonders aussagekräftig. Dass da vorn Baumaßnahmen im Gange sind, erkennt man auch so. Aber warum und wie lange vollgesperrt wird, das würde der lesende Bürger gern erfahren. Auf jeden Fall gehören solche Details nicht auf ein Hinweisschild, dass man auch bei einem Tempo von 25 Stundenkilometern noch mit einem Blick erfassen können muss.
"Sperrung RAVELOS-Netz": Wird hier das ganze Netz gesperrt?

Die Karte
Wie gut, dass die meisten Menschen ein Smartphone mit Fotofunktion dabei haben. So können wir die Umleitungsskizze rasch abfotografieren, damit wir nach drei Ecken noch einmal nachschauen können, wie es denn weitergehen soll. Außerdem taugt eine Karte kaum zur raschen Orientierung, wenn sie nur durch eine Legende verständlich wird.

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