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Wandern an Weser und Aller

Blender Marschrunde

blen Blender Mühle Dieser Galerieholländer ersetzte einst die Bockwindmühle nahe dem Rittergut Varste (© ga&ul 2021-01)

Wesermarsch-Runde: Blender, Amedorf, Oiste

Heute wollen wir den Wanderschritt mal ganz flach halten. Auch sollten die Wege möglichst mit Asphalt bedeckt sein. Denn es geht in die Wesermarsch. Wer da schon mal vom Weg abgekommen ist, der kennt die unerwartet schweren Wanderstiefel. Sofort bildet sich dann nämlich eine dicke Lehm- oder Kleischicht unter den Sohlen. Auf unserer Wanderung nach Bollen hatten wir das ja bereits ausprobiert.
Dieses Mal starten wir ein Stück weseraufwärts, und zwar in Blender, gelegen zwischen Verden und Thedinghausen. Von oben gesehen wirkt die Gegend unscheinbar. Die Blender Hauptstraße gleicht vielen anderen 'modernen' Dorfstraßen, gesichtslose Einheitsarchitektur. Doch die Besonderheiten, die Schönheit und der Reiz dieser Landschaft mit ihren kleinen Dörfern erschließen sich erst, wenn man sich auf den Weg gemacht hat und ein wenig hinter die Kulissen schaut.

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Nach Amedorf
Wir starten unsere Marschrunde an der Hauptstraße nahe der Kirche zu Blender. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz vor dem Gemeindehaus. Unsere ersten Schritte führen an Hauptstraßen entlang aus dem Ort hinaus zur Blender Mühle. Sie ist geschlossen. Aber eine Tafel informiert über ihre Geschichte. 1872 wurde sie erbaut, 2003 grundleend saniert. Als Mühle war sie zuletzt 1972 in Betrieb. Von der Mühle aus laufen wir das Stück zur Kreisstraße nach Intschede. Hier befinden wir uns endlich ein wenig abseits vom Verkehr, denn der Radweg verläuft hinter einer hohen Hecke. Bei nächster Gelegenheit biegen wir rechts ab auf einen Wirtschaftsweg. Der Versuch, auf weichem Boden neben der Betondecke zu laufen, wird sogleich mit einem Kilo Mehrgewicht bestraft. Kleiboden! Die nächste Pfütze dient als Waschstraße.
Vor dem Seegraben biegen wir links ab, laufen zwischen zwei Windrädern - Vorsicht Eisfall - hindurch auf ein Maststallgebäude zu. Drinnen Urgeräusche - Schweine liegen dort im Halbdunkel, fressen und harren aus im Ungewissen. Wir wenden an der Spitze, gehen nun südwärts auf Amedorf zu. Dort stehen noch ein paar Höfe, die vom einstigen Reichtum der Marschbauern zeugen.

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Längs der Weser nach Oiste
Leider gibt es keinen Rastplatz für Wanderer in Amedorf. Also gehen wir weiter - auf die Weser zu. Am Ortsausgang hat einer sein Hausboot aufgedockt und ist wohl mit dem Innenausbau beschäftigt. Der Weg bringt uns auf direktem Weg zum Weserbogen. Vom Deich aus hat man einen schönen Blick nach beiden Seiten. Nun geht es immer am Deich entlang, erst auf dem Deichverteidigungsweg, dann an der Straße nach Amedorf. Aber es gibt kaum Verkehr. Nachdem wir die Landesstraße überquert haben, laufen wir, leicht versetzt, auf der anderen Seite auf dem neuen Deichverteidigungsweg weiter. So gelangen wir auf ruhigem Weg quasi von hinten nach Oiste hinein. Ganz bleiben wir vom Verkehr nicht verschont, als wir die Kirche ansteuern. Die Landesstraße, von Hoya kommend, führt mitten durch dieses kleine Dorf. Warum eigentlich nicht drum herum?
An der Kirche wollen wir uns gerade auf eine Bank in der Sonne zu unserer wohlverdienten Rast niederlassen, da werden wir angesprochen: Ob wir die Kirche nicht mal von innen anschauen möchten? Ja klar wollen wir das. Ein Gemeindemitglied hat nämlich heute am Freitag die Aufgabe, die Kirche für den allmonatlichen Gottesdienst - mehr gibt es nicht mehr - zu schmücken. Der schlichte Innenraum gefällt uns gut. Vor allem die runde Fassade, die den Altarraum zur Rückseite abgrenzt, wirkt geradezu einladend. Die kleine Orgel auf der Turmseite entdecken wir erst beim Hinausgehen. Sie schaut kaum über die Balustrade hinaus. Nach dieser erfreulichen Unterbrechung setzen wir die begonnene Rast umso genussvoller fort.

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Über Varste zurück nach Blender
Der Rückweg nach Blender führt an der sehr nobel gestalteten Privatauffahrt zum Gestüt Gut Eichenhain vorbei nach Varste. Vor dem Varster See biegen rechts ab und laufen am See entlang im Bogen zum ehehmaligen Rittergut Faste oder Farste. Mit den Schreibweisen hat man es in vergangenen Jahrhunderten nicht so genau genommen. Von den usprünglichen Gebäuden ist im Grunde nichts mehr vorhanden. Das Haupthaus wurde im 19. Jahrhundert neu errichtet. Der nach meiner Vorstellung völlig unpassende, willkürlich wie ein Dekostück im Garten platzierte Pavillon kam wenige Jahre nach dem Neubau dazu. Die Eichenallee von der Landesstraße zum Gut dagegen lässt noch erahnen, wie das Gut einst, durch Wassergräben gesichert, mitten in der Landschaft lag.

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Wir verlassen Varste über einen Fußweg, den Mühlenweg, der um das Gut herum zum Blender See und zum Standort der alten Bockwindmühle führt. Am Seeufer liegt vor uns ein Spielplatz mit Sandkasten direkt am Wasser - Eltern aufgepasst! - dahinter die Badestelle. Die ist aber seit einiger Zeit für den Badebetrieb gesperrt. Schade um diese schöne Idylle. Unser Weg führt nun weiter zur Kirche. Doch vorher legen wir einen Zwischenstopp ein beim Stammsitz der Bäckerei Baalk Backbord und versorgen uns mit Kaffee und Rosinenwecken zum Mitnehmen. Eine Bank an der Kirche wird dann zu unserem Covid-Café.

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Heute scheint unser Glückstag zu sein. Wir sind gerade fertig mit Kaffeepause, da fragt uns eine Stimme aus dem Hintergrund, ob wir die Kirche besichtigen wollen. Nach Oiste geschieht das nun zum zweiten Mal. Wir sagen gern ja. Es hat sich gelohnt. Die Kirche ähnelt vom Stil der Kirche zu Oiste, nur ist sie um einiges größer. Beeindruckend vor allem das große Rundbogenfenster über dem Altarraum und die Orgel auf der anderen Seite. Im Anchluss an die Besichtigung brauchen wir nur noch ein paar Schritte, um wieder zum Parkplatz vor dem Gemeindehaus zu gelangen.

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Fazit
Unsere Erwartungen waren nicht sehr hoch, als wir diese Wanderrunde geplant haben. Flaches Land, landwirtschaftlich genutzt, Weiden, ein paar Äcker, ein Maststall, ein paar Gehöfte. Na gut, die Weser im Hintergrund und einige Dörfer auf dem Weg versprachen etwas Abwechslung. Doch es wurde eine Runde der Überraschungen. Auch wenn die Blender Mühle nicht zu besichtigen war, ihre Höhe beeindruckte. Und Wissenswertes erfahren wir auf der Infotafel vor der Mühle. Danach tauchen wir in die Landschaft ein, lassen uns von der Weite beeindrucken, und von der einstigen Pracht der Marschenhöfe. Vom Weserdeich gibt es schöne Ausblicke auf den Fluss und auf grasende Wildgänse.
Der Rückweg über Oiste und Varste stellt den interessanteren Teil der Wanderung dar. Hier gibt es doch einige schöne Verbindungswege abseits der Straßen. Unser besonderes Glück war, dass wir sowohl in Oiste wie in Blender Gelegenheit bekamen, die Kirchen von innen zu besichtigen.
So ist aus der Runde durch eine weite, flache Marschlandschaft eine lebendige Wanderung entstanden, auf der man nur auf seine Kosten kommt, wenn man sich den Blick für die kleinen, versteckteren Schönheiten einer Gegend bewahrt und gleichzeitig Freude an weiten Ausblicken hat.
ug 2021-01-22

Zoombare Karte zur Blender Marschrunde

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