Cycling Europe

Fahr Rad - Entdecke die Welt neu

Quer durch's Land

Osnabrück - Oldenburg

ol Nur eine Tagestour In einem Rutsch mit dem Wind 117 Kilometer und nebenher noch Pilze sammeln (fotos © ul 2007-09)
Klick hier oder in das Bild für weitere Bilder

Was passiert, wenn man den ganzen Samstag nur Notwendiges erledigt hat und sich kurz vor Mitternacht auf einmal fragt: Das soll alles gewesen sein an diesem Wochenende? Sollte es nicht morgen so ein richtig schöner Tag werden, mit Sonne und Südwind, der nach einer Radtour geradezu verlangt? Nun, man muss sich dann ganz schnell entscheiden. Aber wo soll es hingehen? Nach Norden auf jeden Fall mit dem Wind im Rücken. Oldenburg? Da muss es doch noch einen schöneren Weg geben als den vom letzten Mal! Also die Karten heraus geholt. Oje, drei Stück sind das? Naja, also alle von oben nach unten quer durchs Zimmer und eine Leiste darauf gelegt, die das Zentrum Osnabrücks mit dem Zentrum von Oldenburg verbindet. Da soll es lang gehen!

Sie meinen, das geht nicht, da ist kein Weg! Schau'n wir mal, was es so rechts und links gibt, nicht allzu weit entfernt, doch mit einigen landschaftlichen Reizen versehen, mit möglichst wenig Verkehr und mit ein paar Sehenswürdigkeiten gewürzt. Sie meinen, das geht erst recht nicht, da ist jetzt aber wirklich kein Weg! Doch, wir haben überall etwas gefunden. Man wird noch sehen, wo es lang geht.

Morgens um halb sieben

Morgens um halb sieben in Haste: Räder bepackt, Kaffee gekocht, Wasserflaschen gefüllt. Es kann losgehen. Wir schwingen uns in den Sattel und nehmen erst einmal unsere Standardstrecke über Engter unter die Räder. Doch hinter Engter wird es gleich gefährlich, zumindest unfallträchtig, als wir einer Gruppe übereifriger RTF-Teilnehmer in die Quere kommen. Wir sind auf der Kanalbrücke gerade wieder angefahren, als ohne irgendeine Warnung ein ganzer Pulk von hinten heran kommt und um uns herum in den nächsten Weg nach rechts schießt. Einige RTFler mussten gerade aus fahren und umkehren, sonst hätte es heftige Stürze gegeben. Ich fahre auch nicht immer langsam, aber so ...!

Bramsche lassen wir links liegen. Ziel ist jetzt Neuenkirchen. Diese Etappe würzen wir mit einem kleinen Schlenker über die Ausläufer des Dammer ‘Gebirges’. Hinter Neuenkirchen folgt eine zumindest sonntags ruhige, schöne Schlängelstrecke entlang der Bahn von Neuenkirchen nach Holdorf. In Nellinghof verlassen wir die Straße und folgen einem asphaltiertem Weg Richtung Norden, grobe Richtung Dinklage. In einem Waldstück wollen wir eine kurze Rast einlegen. Doch die Pause wird etwas länger als geplant. Da steht doch eine frische Braunkappe, auch Marone genannt. Die kann ich nicht stehen lassen. Vielleicht gibt’s hier noch mehr? Dem folgte eine etwas größere Runde durch den kleinen Wald und am Abend dann endlich eine gute Pilzmahlzeit.

↑ top

Vechta - unsere armen Nasen

Weiter!
Durch Bauernland und immer den Südwind im Rücken rollen die Räder fast wie von selbst.

In Langwege kreuzt die Straße von Holdorf nach Dinklage. Es ist sonntags und wenig Verkehr, ein Radweg ist auch vorhanden. Wir kürzen ab und fahren direkt nach Dinklage. Am Ortseingang wollen wir aber wieder nach rechts von der langweiligen Hauptstraße weg Richtung Dinklager Burg. Die Burganlage sollte man sich nicht entgehen lassen. Lange halten wir uns jedoch nicht auf. Schließlich liegt noch einiges vor uns. Doch halt, erst die nächste Karte heraus holen. So, nun kann es weiter gehen, östlich an Cloppenburg vorbei auf die B213 zu. Zwei Varianten stehen zur Auswahl. Wir nehmen den direkten Weg über Emstek. Doch davor liegen noch etliche Kilometer, viele kleine Schlenker und Dörfchen.

Etwas beschäftigt zunehmend unsere Nasen. Liegt hier nicht auch irgendwo Vechta? Sie sind zwar nicht zu sehen, dafür aber umso besser zu riechen. die Massenställe, die Geruchs-Wahrzeichen des Vechtaer Landes. Als wir gerade am Lästern sind, ertönt von hinten ein spöttischer Kommentar und wir haben bis Vestrup einen Mitradler, der uns einiges Interessantes über Land und Leute zu erzählen weiß. Er wolle nach Emstekerfeld, dort spiele seine Fussball-Mannschaft. Wir schätzen ihn auf gute 70 Jahre. Ja, er fahre noch jeden Tag Fahrrad. Heute sind es mal eben 40 Kilometer hin und auch wieder zurück.

Entlang der Lethe

In Vestrup trennen wir uns, da wir hier auf halber Strecke eine Mittagsrast einlegen. Hinter der Kirche auf dem kleinen Friedhof stehen Gartenstühle bereit. Hinter der Kapelle findet sich sogar eine Toilette mit Waschgelegenheit. Die sonntägliche Ruhe wird nur unterbrochen, wenn bei jedem kleinen Windstoss Eicheln, die es in diesem Jahr überreichlich gibt, auf Dächer prasseln.

Nach Emstek geht es ab Vestrup auf kleinen Wegen, dann ein Stück Hauptstraße bis Halen. In Halen ist wieder Kartenwechsel angesagt und ein Wechsel des Maßstabes von 1:50.000 auf 1:75.000. Das irritiert am Anfang ein wenig, da die Strecken auf der Karte nun kürzer erscheinen. Die Gegend wird waldiger und hügeliger. Wir streifen hier die Wildeshauser Geest. Plötzlich blinken im Wald große Wasserflächen auf. Sind wir vom Weg abgekommen? Liegt vor uns das Zwischenahner Meer? Nein, es sind ‘nur’ die Ahlhorner Teiche. Aber auch sie sind sehenswert.

Die Landschaft wird nun weiter und offener. Wir bewegen uns am Rand der großen Moorgebiete südwestlich von Oldenburg. Von den Ahlhorner Teichen an folgen wir der Lethe, einem kleinen Nebenflüsschen der Hunte. In Littel queren wir die Lethe. Es geht fast durchgängig auf Nebenwegen an Wardenburg vorbei und durch Tungeln hindurch auf die Hunte zu. Ab hier radeln wir auf dem Deichweg weiter.

↑ top

Am Küstenkanal

In Hundsmühlen ist allmählich zu merken, dass wir uns einer Großstadt nähern. Wir kommen direkt auf den Huntedeich hinein in die 'rush hour' des Oldenburger Sonntagnachmittag-Ausflugsverkehrs. Radler, Hunde, Spaziergänger, Inliner, Angler, alle suchen sich irgendwie ihren Weg oder Platz. Der Deichweg führt uns an den Küstenkanal. Und bevor wir uns Richtung Bahnhof begeben, ist eine kleine Pause angesagt im Schöne Aussichten. Hier gönnen wir uns erst einmal ein feines Alster gegen den Durst und genießen die Aussicht auf den Kanal und das Leben und Treiben um uns herum. Zwischenzeitlich wurde das schöne Lokal geschlossen. Aber es ist etwas Neues daraus entstanden mit neuen Betreibern: das Hafenhaus.

Doch allzu lange dürfen wir das Privileg der Einheimischen nicht teilen, die hier bis in den Abend hinein relaxen können. Irgendwann geht unser letzter Zug zurück. Also wieder auf die Räder und das letzte kleine Stück in das Oldenburger Zentrum in Angriff genommen. Die Ausschilderung ist hervorragend, sogar Alternativrouten werden angeboten. Wir steuern jedoch direkt den Bahnhof an.

Vom Oldenburger Hafenarm aus müssen wir links ab über die Straße ‘Am Stau’. Hier ist zwar der Weg zum Hauptbahnhof ausgeschildert, doch eine Ampel zum gefahrlosen Queren der stark befahrenen Straße sucht man vergebens. Zuhause habe ich abends eine Mail an die Oldenburger Stadtverwaltung geschickt. Am Tag darauf kam bereits eine freundliche und positive Rückmeldung !!! Heute helfen jedoch nur deutliche Zeichen an die Autofahrer, bis gnädigerweise einer anhält. Los, jetzt rasch die letzten Meter zum Bahnhof. Dort angekommen sehe ich, dass die Nordwestbahn in vier Minuten abfährt. Wir packen unsere Räder, erklimmen den Bahnsteig und steigen in das nächstliegende Fahrradabteil. Zwei Minuten später fährt die Bahn ab. Zum Glück gibt es die Fahrscheinautomaten im Zug, so dass man sich vorher nicht unbedingt Gedanken über ein Ticket machen muss. Das ist leider inzwischen Vergangenheit. Die Automaten im Zug sind abgeschafft. So wird einem manch ein Zug vor der Nase wegfahren.

back     top