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Touren am Wasser

Niederlande-Ems-Jade-Weser

NL-Syke Lemmer am Ijsselmeer        Klick in das Bild für eine kleine Fotoschau
Rundtour durch die Niederlande, durch das Rheiderland, am Ems-Jade-Kanal nach Wilhelmshaven und von dort in einem Rutsch über Bremen nach Syke (Tourlänge 610 km) (fotos © ug 2015-07/-08)

Kleine Vorrede

Diese Tour soll einen Teil der Niederlande und Ostfrieslands erschließen, der vielen vermutlich eher unbekannt ist, ausgenommen vielleicht das Gebiet um Giethorn. Dabei orientieren wir uns vorwiegend an Wasserwegen, damit's im platten Land auch was zu sehen gibt. Und wir übernachten wieder bei "Vrienden op de Fiets". Wo es in etwa lang geht, seht man nach Klick auf die Karte in der Infospalte rechts. Genug der Vorrede. Es geht los, und zwar ...

Niederlande

... in Bad Bentheim, Dorthin gelangt man ganz gut mit der Bahn. Wir nehmen den Nahverkehrszug, da die Fahrradplätze im IC nach Amsterdam meist schon frühzeitig ausgebucht sind. Also starten wir vom Bahnhof Bad Bentheim aus erst einmal nach Westen und radeln auf dem Trockenen in Richtung Ijsselmeer. Der Weg führt uns über Ootmarsum - hier lohnt ein längerer Stopp mit Rundgang und Einkehr - und Tubbergen nach Den Ham. Wir werden mit einem sehr schönen 'huisje' mit weitem Ausblick auf Pferdeweiden und Wald belohnt. Warmes Abendessen gibt's im Ort und ein lekker ontbijt am nächsten Morgen von unseren Gastgebern.
Am zweiten Tag endlich Wasser. Wir stoßen bei Ommen auf die Vecht, die uns an Zwolle vorbei zur Ijssel und zum selbigen Meer führt, oder besser gesagt das, was hier nach der Landgewinnung vom Meer übrig geblieben ist. Dabei statten wir den ehemaligen Hafenstädten am Weg einen Besuch ab. Blokzijl, das früher am Meer lag, ist reduziert auf einen Kanalhafen an Norder- und Zuiderdiep, ist Teil einer Wasserlandschaft, die den gesamten Norden der Niederlande durchzieht. Es hat seinen Reiz als Stadt am Wasser bewahrt mit Grachten und Hafenanlagen, wie wir bei unserem Abendbummel feststellen können.
Am nächsten Tag (Tag 3) leisten wir uns einen Abstecher in einen der bekanntesten Orte dieser Wasserwelt, Giethorn. Da wir früh in Blokzijl gestartet sind, haben wir Raum und Zeit für Extratouren. Mit Fahrrädern ist das allerdings nicht ganz einfach. Man kommt hier besser zu Fuß oder auf dem Wasser voran. Es ist eine Touristenwelt, die sich hier vor einem auftut. Das spürt man auch schon am Morgen, wenn es noch ruhig zugeht. Es dauert auch nicht lange, wir sind gerade von unserer Runde zurück, da trudeln die ersten Busse ein, irren ratlose Japaner durch den Ort. Als wir dann feststellen, dass die Zahl der Boote sprunghaft ansteigt, sehen wir zu, dass wir aus dem beginnenden Rummel verschwinden. Schließlich liegt noch ein ganzer Tag vor uns, an dem wir fast durchgängig an ruhigeren Wassern entlang radeln können.
Auch der Hafenstadt Lemmer widmen wir einen ausgedehnten Zwischenstopp. Die Stadt ist im Sommer voller Leben, an den Kais liegen Yachten aller Größe dicht an dicht. Es ist eine Demonstration wirtschaftlichen Wohlstandes, wie er so nicht repräsentativ für die Niederlande ist. Die andere Seite liegt in diesem reichen Land oftmals gut versteckt hinter der schönen Fassade. Wir haben auch sie bei unseren Reisen kennen gelernt, auch bei 'Vrienden op de Fiets'. Trotzdem genießen wir das Leben und Treiben am und auf dem Wasser. Je mehr wir uns allerdings wieder der deutschen Grenze nähern werden, desto weniger Schiffe werden auf den Wasserwegen unterwegs sein.
Nach Lemmer folgt eine ruhige Passage am Tsjûkemar: Radeln direkt am Wasser, weite Blicke nach allen Seiten. Wir legen eine Badepause ein, genießen die Sonne, bevor wir diese schöne Passage verlassen und uns nach Norden wenden, hinein in geordnetes Bauernland. Die nächste Unterkunft steht in krassen Gegensatz zu den vorherigen. Wir sind auf dem platten Land gelandet, auf einem bäuerlichen Anwesen, auf dem es leider nicht so geordnet zugeht, wie einem die Landschaft weismachen will. Hier wird nicht mit Liebe gewirtschaftet. Ebenso lieblos die Bewirtung. Die Frühstückszutaten bekommen wir hingestellt. Dann sind die Besitzer verschwunden. Wir haben sie auch am nächsten Morgen nicht gesehen. Die Kaffeeedose ist leer, das Stück Butter stammt anscheinend noch vom letzten Frühstück: Krümel und Marmeladestückchen zeugen davon. Wir haben dann das Frühstück ausfallen lassen und auf den nächsten Ort verschoben. Auch das kommt vor bei "Vrienden op de Fiets", zum Glück nur ganz selten.
Aber es ist wie verhext. In Heerenveen finden wir keinen Bäcker, kein offenes Café. So kommen wir zu der denkwürdigen Erfahrung, Frühstück in der freien Wirtschaft am Fließband erleben zu dürfen (bei HEMA). Ich musste meine Vorstellung, so etwas gäbe es nur bei der Armee oder in schlechten Altenheimen, revidieren. Es wird ein Tag des Mittelmaßes. Auch Roden, wo wir die nächste Nacht verbringen, ist nicht gerade ein Stern am Himmel niederländischer Landstädtchen. Einzelheiten will ich mir hier ersparen. Das war übrigens auch wieder ein trockener Tag. Nur einmal sind wir am Wasser entlang gefahren, an De Tsjonger of De Kuunder - Kanal, sonst nur Landwirtschaft, so weit das Auge reicht. Ach ja, da sind wir auch mal wieder durch Amerika gekommen. Kein Wunder, dass Menschen, die in früheren Zeiten in dieser Einöde lebten, ihre goldene Zukunft in fernen Landen sahen.

Vom Reiderland ins Rheiderland

Am nächsten Tag bewegen wir uns zügig ostwärts zurück in deutsche Lande. Das merkt man auch daran, dass immer weniger Schiffe und Boote auf den Gewässern unterwegs sind. Doch erst einmal starten wir nach dem Frühstück Richtung Groningen, das wir allerdings links liegen lassen, indem wir das Paterwoldse Meer queren. Ein Damm führt hier hinüber nach Haren. Nach Durchfahren des nicht unbedingt sehenswerten Ortes tauchen wir auf kleinen Wegen ein in die Wasserlandschaft um das Zuidlaardermeer. Hier dürfen wir uns sogar als Fährleute betätigen. Bei der Überfahrt über das Drentsche Diep kommen wir einem Motorboot gefährlich nahe, das hier eigentlich Vorfahrt gehabt hätte. Naja, fähren muss halt auch erst einmal lernen. Um uns von dem Schreck zu erholen, kommt uns der Strandpaviljon gerade recht. Bei dem herrlichen Blick über das Wasser schmecken koffie met appelgebak gleich noch mal so gut.

Unterbrochen von kurzen Straßenabschnitten bewegen wir uns nun auf fietspaden weiter Richtung Duitsland. Über Tripscompanie, Muntendam, Westerlee erreichen wir die Hauptstadt des niederländischen Reiderlandes, Winschoten, wieder eine Pause wert. Einmal die Langestraat und die Torenstraat runter, Einkehr im Eetcafe De Kardinaal und über die Venne zurück zum Oldambtplein. Von dort wenden wir uns wieder gen Osten. Durch Grünanlagen und an den Kanälen entlang verlassen wir die Stadt, machen kurz Station in dem ehemaligen Festungsort Oudeschans.

Oudeschans (Alte Schanze/Festung) gehört zu einer ganzen Reihe von Festungsanlagen entlang der Grenze, mit denen sich die Niederlande im 16. Jahrhundert nach Osten hin abgesichert hatten. Wer wissen möchte, wie die Menschen damals in den Festungsorten Bourtange und Oudeschans gelebt haben und welche Rolle diese Festungen in der Geschichte der Niederlande gespielt haben, sollte diese imposanten Verteidigungsanlagen unbedingt besuchen. Der Ort hieß übrigens ursprünglich Bellingwolderschans und wurde zur Oudeschans, nachdem weiter seewärts eine neue Festung erichtet worden war, die Nieuwe Schans. Dort ist allerdings heute von Festungsanlagen kaum noch etwas zu entdecken.


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In Bad Nieuweschans, heute ein Thermalbad, überqueren wir die Grenze und radeln fast immer entlang der Bahnstrecke Leer-Groningen durch Bunde nach Weener. Hier übernachten wir im Gästehaus am Deich im Sportbereich der kleinen, alten Stadt an der Ems.

Rheiderland/Reiderland
Das Rheiderland ist ein Landstrich in Deutschland und den Niederlanden, im Osten begrenzt durch die Ems, im Westen in etwa durch eine Linie vom Dollart bis westlich Winschoten. Nach Süden hin bildeten die ausgedehnten Moorgebiete eine natürlich Grenze. Die Ausbreitung dieses Gebietes geht zurück die Besiedelung durch Friesen. Im 13. Jahrhundert war das Rheiderland dann ein eigenständiges, reichsunmittelbares Territorium. Die Trennung, wie wir sie in etwa heute vorfinden, geht zurück auf das Zeit der napoleonischen Herrschaft im 19. Jahrhundert, als die Niederlande Teil des Kaiserreiches Frankreich waren.
Hauptort des deutschen Rheiderlandes und früherer Verwaltungssitz ist die Stadt Weener an der Ems.


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Ostfriesland

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